Artists:

Eva Petric

 

 

Eva Petrič lässt emotionale Wolken in Stephansdom schweben

 

Das Kunstwerk „Love-Belief-Hope, Eden transplanted“ ist ein Kunstwerk, das die slowenische Künstlerin Eva Petrič im Stephansdom, mitten in Wien, installiert. Diese Installation wird von ihrer Fotografieausstellung „Molecules of Emotions“, die im Kurhaus, Stephansplatz 3, zu sehen ist, begleitet. Die Installation und die Ausstellung wurden von Prof. Joachim Lothar Gartner, kuratiert.

Die Installation besteht aus drei großen Fastentüchern, mit den Dimensionen 9x7m (die beiden seitlichen Tücher) und 10x8m (das mittlere Tuch), die in Form von Riesenwolken, in Längsrichtung des Hauptschiffs der Kirche, unter der Decke schweben. Die drei Fastentücher, die hauptsächlich weiss sind, an manchen Stellen aber auch farbige Flecken aufweisen, bestehen aus handgearbeiteten Spitzendecken, die gehäkelt oder gestickt wurden. Die Spitzendecken, die die Künstlerin an unterschiedlichen Orten besorgte, bzw. geschenkt bekam, sind zusammengenäht und ergeben drei riesen große Tücher. Somit vereinigen und dokumentieren die jeweiligen Tücher symbolisch Erinnerungen, Emotionen, ja Spuren des Lebens und des Arbeitens aus vielen Orten und unterschiedlichen Zeiten.
Bei der Eröffnung der Ausstellung, wurde mit Hilfe von weißen Licht die Wörter Glaube, Hoffnung und Liebe, eines nach dem anderen auf die Fastentücher (Wolken) projiziert. Die Performance wurde mit einer Musikkomposition, gespielt von dem Generalmusikdirektor des Opernhauses in Maribor, Janko Kastelic, begleitet. Die Wolken an sich sind durch ein blaues Licht gekennzeichnet. Somit wird der Eindruck erweckt, dass die weißen Lichter Sterne im blauen Himmel sind. In diesem Fall sind der Glaube, die Hoffnung und die Liebe die großen funkelnden Sterne unter dem blauen Himmel. Auch die jeweils durch runde Formen mit betonten Zentren bestehende Häkelarbeiten erwecken den Eindruck, dass es sich hierbei um in unterschiedlichen Zentren des Universums verteilte Sterne handelt.
Im Gespräch mit dem Kurator erfährt man, dass die Wolken versetzt arrangiert sind. Während die erste „Glaube“ - Wolke auf ca. dreizehn Meter Höhe angebracht wurde, wurde die „Hoffnung“ - Wolke auf ca. elf Meter und die „Liebe“ - Wolke auf ca. neun Meter Höhe angebracht. Damit wurde eine gute Lesbarkeit der Schriften hintereinander perspektivisch erreicht. Für eine gute Lesbarkeit hilft zusätzlich auch die Führung der Schrift, die bei der ersten Wolke von links-oben beginnend nach rechts unten weitergeführt wird, während die letzte (Liebe) - Wolke von links unten beginnend nach oben rechts abschließt.

 

 

Fastentuch historisch und in Petrič's Arbeit

 

Ein Fastentuch – ein vorhangartiges Tuch verhüllte vom Aschermittwoch bis zur Mitte der Karwoche (innerhalb der Fastenzeit) die Hoch- und zum Teil die Nebenaltäre. Die Einführung des Fastentuchs hängt mit Bestrebungen der Bußdisziplin seit karolingischer Zeit zusammen. Die Mehrzahl der aus dem Mittelalter erhaltenen Stücke ist aus Leinen gearbeitet. Die Tücher, die gehalten sind, sind nicht nur einfarbig (weiß, braun oder violett gefärbt), sondern einige sind auch farbig ornamental verziert.
Eva Petrič's Fastentücher verdecken nicht den Altar - obwohl in einer mittelalterlichen Kirche inszeniert - sondern werden im Mittelschiff der Kirche fast freischwebend installiert. Somit verleiht die Künstlerin dem Fastentuch an sich eine neue Bedeutung. Die Fastentücher stehen im Raum die christlichen Tugenden betonend. Sie lösen sich von ihrer historischen Bedeutung, bilden himmlische Wolken mitten im gotischen Raum und werden autonomer in ihrer symbolischen Verwendung.

 

Die Schrift „Glaube, Hoffnung, Liebe“ als leuchtende Emotionen im Wolken

 

Der bekannte Bibeltext vom Apostel Paulus über die Christlichen Tugenden, das "Hohelied der Liebe" (1. Korintherbrief, Kap. 13) schliesst mit den 13. Vers wie folgt: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die Größte unter ihnen.“ Die Künstlerin Eva Petrič aber, fertigt die mittlere Wolke in ihre Dimensionen ein wenig grösser an. Somit gewinnt für die Künstlerin die Hoffnung mehr an Bedeutung. Die Hoffnung ist diejenige, die die höchste Priorität bekommt, weil ohne Hoffnung hätte man nicht mehr einen Grund vorwärts im Leben zu gehen. Garten Eden – ein irdisches Paradies, dass zu der Zeit der Unschuld existierte wird für jeden erlebbar sobald man die drei Tugenden im Inneren erfährt. Die Tatsache, dass die Fastentücher im Raum wie voll gefüllt hängen, in Kombination mit der Schrift, lässt den Eindruck entstehen, dass die Tücher, bzw. die daraus gebildeten Wolken voll gefüllt mit Glaube, Hoffnung und Liebe sind. Für die Besucher der Kirche entsteht der Eindruck, dass sie unter wolkenartigen Gebilden von Glaube, Hoffnung und Liebe stehen, die auf sie herunter funkelt. Sobald sie dieses Funkeln im Inneren emotional erreicht, haben sie das innere Paradies erlebt. Dieses Kunstwerk veranschaulicht die Prioritäten im Leben, bzw. worauf man sein Leben emotional fokussieren sollte, es hilft den Betrachter dabei Emotionen wie Glaube, Hoffnung und Liebe zu entwickeln.

Neben dem Kunststudium beendete die slowenische Künstlerinn mit großem Erfolg auch das Psychologie Studium. Ihr tiefgründiges Wissen über Gefühle und Emotionen spiegelt sich visuell verständlich in diesem Kunstwerk für jedermann wieder.

 

Die Installation wird vom 3. Mai – 13. Juni, 2016 in der Wiener Stephansdom zu besuchen sein. Auch die begleitende Ausstellung in dem Kurhaus (Stephansplatz 3) wird bis 11. September für Besucher zugänglich sein.

 

Dr. Penesta Dika

Kuratorin für Medienkunst und
Lektorin an der Universität für Business und Technologie in Prishtina